Fragebogen: Auswertung überrascht Städteplaner

Floß. 606 Bürger und damit 38 Prozent der befragten Haushalte haben den Fragenbogen zur Ortsentwicklung ausgefüllt und zurückgesendet. Als auffällig bezeichnete Dr. Stefan Leuninger, der die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentierte, die Vielzahl positiver Rückmeldungen. „Häufig werden Fragebögen genutzt, um mal richtig vom Leder zu ziehen“, sagte Dr. Leuninger. Ganz anders die Flosser: sehr differenziert und mit vielen handschriftlichen Bemerkungen hätten sie die Bögen zurückgeschickt.

Von Benedikt Grimm

Das zeuge von einem „positivem Grundrauschen in der Kommune“ – ein Umstand, der auch die weitere Zusammenarbeit erleichtern werde, blickte Dr. Leuninger auf die kommenden Jahre. Denn eines machte der Fachmann auch klar: Von heute auf morgen werde die Auswertung der Bürgerbefragung nichts ändern. „Wir haben nicht für jeden Punkt ein Patentrezept und wir tun auch nicht so“, betonte der Diplom-Geograph. „Mit einem Wunschkonzert kommen wir nicht weiter“, so Dr. Leuninger. Das sei zwar schnell geschrieben, nur umsetzen könne man es nicht. So sei zum Beispiel der 272-mal genannte Drogeriemarkt unrealistisch. Ein solcher brauche rund 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche und fünf bis sechs Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Für die Ortsmitte der Marktgemeinde definitiv eine Nummer zu groß und selbst wenn sich ein Unternehmen finden würde, das am Ortsrand auf der grünen Wiese investiert, helfe das bei der angestrebten Belebung der Ortsmitte nicht weiter. Die Stadtentwickler plädieren dagegen dafür, das bestehende Nahversorgungsangebot zu hegen und zu pflegen.

Günter Stich
„Es freut einen, wenn die positive Entwicklung in den letzten Jahren hervorgehoben wird.“ Günter Stich, 1. Bürgermeister.

Café und Eisdiele fehlen

Überaus zufrieden sind die Flosser mit dem Zustand ihres Kreislehrgartens, der ärztlichen Versorgung, den Kirchen und den landschaftlichen Reizen ihrer Gemeinde. „Wir waren insgesamt von den oberen Punkten sehr überrascht“, bekannte Dr. Leuninger. Weniger begeistert sind die Fragebogenteilnehmer von dem Angebot der Erwachsenenbildung. 45 Prozent bezeichnen diese nur als ausreichend oder gar als mangelhaft. Ganze 64 Prozent fällen dieses Urteil über die Gastronomie vor Ort. Nach fehlenden Geschäften gefragt, nannten 79 Personen Cafés oder Bistros und 34 Personen eine Eisdiele.

Ganz oben bei den negativen Punkten steht der Bereich „Durchgangsverkehr/Verkehrschaos/Lkw“. 75 Prozent bezeichnen die Parkmöglichkeiten nur als ausreichend oder gar als mangelhaft. Beim Lastwagenverkehr sind es 84 Prozent, die die Schulnote vier oder fünf vergeben würden.

Dr. Stefan Leuninger

Das ist wirklich ein ganz dickes Brett, das wir bohren müssen. Das ist eine beinharte Nuss,

bremste Dr. Leuniger Hoffnungen auf eine baldige Besserung beim Schwerlastverkehr. Unzufriedenheit herrscht auch bezüglich dem Erscheinungsbild alter und leerstehender Häuser. 87 Teilnehmer nennen verfallene Häuser und weitere 84 Personen Leerstände als besonders negativ.

Mit Floß sehr verbunden

Abgesehen von dem vielfach gewünschten Drogeriemarkt, wurde das Angebot des Einzelhandels als besonders positiv bewertet (55 Nennungen). Erstaunlich nannte Dr. Leuninger, dass relativ viele Güter des täglichen Lebens vor Ort gekauft würden. 60 Prozent suchen mindestens einmal wöchentlich, weitere 31 Prozent sogar täglich ein Flosser Geschäft auf. „Das zeigt, dass eine hohe Bindung zum Ort besteht“, so der Fachmann.

Flosser steigen gerne ins Auto

Im Bereich Wohnen herrscht ebenfalls Zufriedenheit. Nur zwischen 13 und 17 Prozent bezeichnen das Angebot an Bauplätzen, Häusern oder Wohnungen als mangelhalft. Allerdings haben auch nur rund zehn Prozent in den vergangenen Jahren nach Wohnraum gesucht. 81 Prozent der Umfrageteilnehmer leben schon länger als 20 Jahre in der Marktgemeinde. Kamen dennoch Antworten, wurden die Themen Mehrgenerationen-Wohnen, Wohngemeinschaften für Alte oder Wohnprojekte für Alleinerziehende am häufigsten genannt. Fast die Hälfte ist mit den Bürgersteigen zufrieden. „Die Gemeinde ist wohl doch sehr stark autoorientiert“, vermutete Dr. Leuninger. 92 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass ihnen ein Pkw zur Verfügung stünde.

Armin Betz
„Wir analysieren hier unseren Motor. Wenn man hier die falschen Entscheidungen trifft, wirkt sich das nachhaltig schlecht aus.“ Armin Betz, Mitglied der Beratungsgruppe Ortsentwicklung.

Die Ergebnisse seien bereits in das Ortsentwicklungskonzept eingeflossen. Momentan sei man dabei die Ergebnisse mit dem Fördermittelgeber abzustimmen. „Wenn man es zusammenfasst, ist es eigentlich ein Zehn-Jahresprogramm, das sich die Kommune aufgibt“, blickte Dr. Leuninger in die Zukunft. Die detaillierte Auswertung der Umfrage steht auf der Internetseite des Marktes Floß zum Download zur Verfügung.

Fragebogen
Rund 120 Bürger wollten sich in den Flosser Stub’n der Mehrzweckhalle aus erster Hand über die Ergebnisse der Bürgerbefragung im November des vergangenen Jahres informieren.

Bilder: B. Grimm

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